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Diabetes und Reisen

Ein modern aufgestellter Diabetiker unterliegt praktisch keinen Einschränkungen im Vergleich zu gesunden Personen, wenn es um Reisen, Urlaub oder Abenteuer geht (wir unterstellen in diesem Guide natürlich, dass keine weiteren individuellen Erkrankungen vorliegen, die einer besonderen Beachtung bedürfen oder Einschränkungen erfordern). Aufenthalte im Ausland dienen auch chronisch kranken Personen zur Erholung – spannende Erlebnisse, das Kennenlernen unbekannter Regionen oder das Erlernen einer fremden Sprache gehören zu den Zielen vieler Reisender. Mit einem gut eingestellten Diabetes und einer cleveren Umsetzung der Therapie ist grundsätzlich nahezu alles möglich – es können jedoch besondere Planungen, Kenntnisse, Handlungen und Sicherheitsaspekte wichtig sein.

Aufbewahrung von Medikamenten

Der wesentliche Aspekt bei Transport und Aufbewahrung von Medikamenten ist die Temperatur. Während die Handhabung von oralen Antidiabetika, die als Feststoff vorliegen (etwa Tabletten bei einem Diabetes Typ 2) unproblematisch ist, erfordern alle Insuline, Analoga und andere flüssige Injektionslösungen (z.B. diabetische Rezeptoragonisten) hier deutlich mehr Aufmerksamkeit.

Für die meisten Präparate wird von den Herstellern ein Temperaturbereich für die langfristige Aufbewahrung von +3 °C bis +8 °C angegeben (konkrete Packungsbeilage beachten). Kurz- und mittelfristig sind höhere Temperaturen im Sinne einer normalen Raumtemperatur weitgehend unproblematisch (ein angebrochener, in Verwendung befindlicher Insulinpen oder die Füllung einer Pumpe werden im Alltag i.d.R. auch ohne besondere Kühlung über einige Tage aufgebraucht). Kritisch sind jedoch ungewöhnliche hohe Temperaturen oder ein Gefrieren der Injektionslösung, denn in beiden Fällen kann die molekulare Struktur des Insulins zerstört werden, so dass es zu einem entsprechenden Wirkungsverlust kommt.

Eine zu hohe Wärmebelastung kann durch die Vermeidung bestimmter Lagerungsorte oder eine Kühlung verhindert werden. Sehr riskant ist u.a. eine Deponierung in einem Auto, da es hier unter direkter Sonneneinstrahlung zu einer erheblichen Hitzeentwicklung kommen kann – die Medikamente sollten gerundsätzlich „mitgenommen“ werden. Für das Mitführen oder auch die Lagerung in einem heißen Hotelzimmer bietet der Handel einfache Kühltaschen oder Etuis an, die durch ein simples Befeuchten eine gewisse Verdunstungskälte erzeugen. Der Effekt lässt sich notfalls auch mit einem feuchten Tuch herstellen. Klassische Kühlboxen können bedingt geeignet sein, wenn sichergestellt ist, dass es zu keinem Einfrieren der Lösung kommen kann (etwa durch einen direkten Kontakt zwischen einer Ampulle und einem Kühlakku). Ein relativ simpler Kühlungstrick besteht darin, eine etwas vorgekühlte Isolierflasche (Thermosflasche) als Transportbox zu verwenden.

Ein Gefrieren des Insulins im Winter kann vermieden werden, indem das Präparat köpernah in der Kleidung getragen wird (und nicht in einem Rucksack) – auch Bauchtaschen bzw. Brustbeutel unter der Kleidung können sinnvoll sein. Beachtenswert ist übrigens auch das Gefrieren diverser Süßigkeiten oder Getränke, die für die Vermeidung einer Hypoglykämie gedacht sind. In einem Notfall kann es beispielsweise für einen Diabetiker auf einer Skipiste praktisch unmöglich sein, einen hart gefrorenen Schokoriegel zu essen. Zu tiefe Temperaturen können auch im Flugzeug eine Rolle spielen, da die Frachträume teilweise nicht beheizt sind – schon aus diesem Grund gehören Medikamente stets ins Handgepäck und nicht in einen Koffer. Auch Sensoren, Teststreifen und Messgeräte können bestimmte Anforderungen hinsichtlich des Temperaturbereichs haben – Informationen sind in den Packungsbeilagen angegeben.

Spielregeln für Flugreisen

Im Sinne der verschärften Anti-Terror-Politik vieler Länder ist das Mitführen diverser Stoffe und Flüssigkeiten im Flugzeug untersagt. Es kann daher sinnvoll sein, sich vorab eine ärztliche Bescheinigung ausstellen zu lassen, welche die Notwendigkeit aller Medikamente und Hilfsmittel attestiert. Der rechtliche Sinn und der formelle Hintergrund eines solchen Schriftstücks sind zwar fragwürdig, da jedoch alle Beteiligten (vom Zollbeamten bis zum Diabetiker) an die Aussagekraft und Richtigkeit eines unterschriebenen „Zettels“ glauben, können hierdurch potentielle Probleme vermieden werden. Die Medikamente und möglichst auch alle notwendigen Hilfsmittel gehören ins Handgepäck. Der Transport im Koffer birgt stets das Risiko einer zu tiefen Temperatur beim Flug (Gefrieren von Insulin im Frachtraum) – zudem kann der Verlust von Gepäckstücken nie vollständig ausgeschlossen werden.

Mutzucker-Tipp

Viele Diabetiker haben Angst vor den Kontrollen an internationalen Flughäfen. Was passiert, wenn bei der Abfertigung plötzlich die Insulinpumpe, der Sensor oder der Insulinpen entdeckt wird? Die Ängste sind praktisch immer unbegründet! Man kann beispielsweise davon ausgehen, dass eine kontrollierende Person in den USA während ihrer beruflichen Laufbahn schon hunderte oder gar tausende Insulinpumpen gesehen hat. Gerade in den Industrieländern gehört Diabetes-Zubehör (schon aufgrund der enormen Zahl an Diabetikern) zum normalen Alltag. Wir möchten insofern den Tipp geben „nicht ungefragt auf diabetische Komponenten hinzuweisen“. Ein solches Ansprechen eröffnet in vielen Fällen erst eine genauere und unnötige Betrachtung, da nun das Personal dazu neigt erlernte Frage-Prozeduren „abzuspulen“. Eine Pumpe oder ein Pen sollten erst dann zum Thema werden, wenn dazu eine Frage gestellt wird.